Namensbedeutung „Herrensohr“ und „Kaltnaggisch“
Was bedeutet der Name „Herrensohr“ *
Ein ganz eigenartiger Name, der der Volksseele stets fremd geblieben ist. Man suchte im Volke nach einem anderen Namen. Der Ort ist heute mehr bekannt unter dem Namen „Kaltnaggisch“.
Herrensohr „sohr“ wurde bisher mit = dürr, welk gedeutet. Ein unfruchtbarer, bedeutungsloser Distrikt. Andere Deutungen gehen auf „sohr“ = „Sule“ „sulen“ = zur fürstlich-nassauischen Zeit geschützter, teils eingefriedeter Jagdbezirk, zurück.
Die Deutung des Namens „Herrensohr“ löst ein letzthin aufgefundenes Aktenstück des Bürgermeisteramtes aus dem Jahre 1858: „sohr“, „sohren“ ist hier wörtlich gleichbedeutend mit „surren“, „scharren“, „laufen“ „rennen“ „jagen“, – daher „sohr“ = Jagd. Das Wort Herrensohr ruft beim hiesigen Volke eine bei den selben verhasste Jagdzeit ins Gedächtnis.
Der ganze Walddistrikt in Flur 23 bekam den Namen Herrensohr = Herrenjagd. Diese Jagd hatte für den Kenner ein fürchterliches Echo, er erinnert an das Gerassel der Wagen, das Hundegebell, das Schießen und Schreien der Leute, das Hörnerblasen besonders zur Abendzeit und in den frühen Morgenstunden.
Kahlnackig, Kaltnackicht, Kaltnaggisch – Deutungen
Der erste Einwohner soll gesagt haben: „Wie das kahl und nackicht aussieht.“
Als die Leute mit der Eisenbahn (Anm.: wenige Jahre vor der Gründung Herrensohrs angelegt) an den beiden abgeholzten Waldhügeln vorbeifuhren sollen einige gerufen haben: oh, wie kahl, oh, wie nackig.
Recktor Rech: Es gibt in Deutschland Straßen und Flurbezeichnungen die den Namen „Die Kahlnackig“ haben, damit seien ganz besonders unfruchtbare Flurparzellen benannt, dieser Name sei von Leuten, die aus solchen Orten zugewandert waren, ganz einfach übertragen worden, der Louis wohnt in der Kaltnackig, wie bei uns daheim.
Die Flur in Saarbrücken (Hauptpostamt) heißt heute noch bei älteren Bewohnern „Die Kaltnackig“.
Der Saarbrücker Heimatforscher Hermann Hild führt den Namen auf das keltische „Galnack“ zurück, was soviel wie steile Höhe oder Berghang bedeutet.
Julius Vogt in „Geschichte von Dudweiler“: Der kahle Fleck war für die Bücheler Weiber ein ungewohnter Anblick, wenn sie bei der Feldarbeit hinüberschauten. Was lag näher, dass sie diesen Fleck „Kahlnackig“ nannten.
„Es gibt nur ein Kaltnaggisch“?
Um die Jahrtausendwende nahmen wir Herrensohrer noch an, dass die Kaltnaggischer alleine auf der Welt wären. Vor einigen Jahren stellte sich dann heraus, dass es den Spitznamen „Kaltnaggisch“ noch einmal gab, nämlich in Binger Ortsteil Bingerbrück.
Siehe Projekt „Zu groß um allein zu sein„
- * aus „75-Jahrfeier Herrensohr“ : am 25. u. 26. Juli 1931; 1856 – 1931
Erschienen: Dudweiler, 1931
Umfang: 22 S. - siehe auch Artikel in Wikipedia zu „Herrensohr“